Wenn Abend für Abend das Licht ausgeht...
ist es die Sonne die sich zur Ruhe legt. Die Nacht tritt ihren Dienst nun an, doch ohne Licht auch sie nicht sein kann. So ist’s der Mond der durch die Wolken schwebt und seinen Schein in jede Ecke trägt. Er begleitet dann die ganze Nacht, bis das Sonnenlicht vom Schlaf erwacht.
Ganz ähnlich könnte es der Bergmann formulieren, wenn er ins Dunkel des Bergwerks einfährt und dabei von seinem treuen Geleucht begleitet wird. Denn die ständige Wiederkehr von Dunkelheit und Licht ist ein fester Bestandteil im Leben der Erzhauer. Selbst wenn sich Schwarz und Weiß zunächst fremd erscheinen sind sie sich doch so nah, wie der Strich auf einem weißen Blatt Papier. In eben dieser Weise trifft der unter Tage schuftende Nero rußbepinselt auf Luna, das ebenmäßige Mädchen mit dem leuchtend weißen Kleid und hält um ihre Hand an. Hochzeitlich dekoriert küren sie sich die beiden schließlich gegenseitig zum Ringträger. Im Beisein von Anni, der guten Seele des Hauses, wird somit aus der heimlichen Braut eine echte, die am Höhepunkt der großen Sause von den drei Orgelpfeifen Fine, Fips und Lili zusammen mit Lupo beträllert und bejubelt wird.
Mit Nero & Luna ist auf der Zielgeraden des vergangenen Jahres eine reizende Gesellschaft Geometrischer Figuren aus dem Hause klanggarn entstanden. Das aufwendige Projekt nahm seinen Anlauf im Frühherbst 2015 mit der Idee aus Alt- und Restholz eine schick zurecht gemachte Räuchertruppe für das Erntedankfest zu fertigen. In Konkurrenz dazu machten Nero & Luna in ersten Skizzen auf sich aufmerksam. Weil jedoch die Wiesenfeste immer näher rückten fiel die Entscheidung schließlich auf die Realisierung einer Bergmännischen Hochzeit. Mitunter auch deshalb, weil die verfügbaren Holzarten für dieses Projekt geeigneter schienen. Weshalb aus Braut & Bräutigam schließlich eine ganze Hochzeitsgesellschaft erwachsen ist, lässt sich nur mit einem Überfluss an Ideen und Schnittresten erklären. Bis zum Jahresende durchkreuzte das Projekt einige weitere bedeutende Feste im Jahreskalender und erhielt somit seine ganz persönliche Note, unter Anderem mit Einflüssen aus dem Erntedank, der Weihnachtszeit und einer prunkvollen Silvesternacht. Doch auch die alljährlichen Tage der Trauer und Insichgekehrtheit im November beeinflussten das Ambiente.
Berührt von diesen Momenten stapelten sich in 100 Tagen Weiß- und Eichenholz zu sieben unterschiedlichen Figuren und drei Leuchtern auf. Wie ein roter Faden setzen dabei kräftige Rothölzer die entscheidenden farblichen Akzente. Lupo hingegen thront auf einem selbst gefertigten Schwarzholz als Hommage an den Schatzenstein. Dieses aufwendig gefertigte Stück ziert gleichfalls den Federstutz von Neros und Fips’ Schachtmützel. Der in Weißholz segmentierte Erzhammer erinnert an die Bergmännische Tradition und schafft mit einer kunstvoll ausgearbeiteten Rose und Blütenblättern den klassischen Brückenschlag zur Vermählung zweier Menschen im Gebirge.
Neben den gestalterischen Highlights dominierten in diesem Projekt komplexe technische Ideen den Großteil des Fertigungszeitraumes. Waren die Geometrischen Figuren von klanggarn bisher starr konzipiert, lassen sich nun die Kopfpartien horizontal um 360 Grad drehen. Hierdurch können die Figuren beliebig ausgerichtet und verschiedene Szenarien an verschiedenen Orten im Interieur kreiert werden. Der weit geöffnete und leicht entnehmbare Schacht für’s Kerzl trägt bei Nero, Luna, Anni und Lupo wie gewohnt dazu bei, dass der Kessel ordentlich dampft. Bei Fine, Fips und Lili hingegen leiten sich die Nebelschwaden in dezenter Weise durch den schmalen Schlund ab, was angesichts der erdachten 360-Grad-Kopfdrehung eine besonders filigrane Tüftelei erforderlich machte. So waren am Ende auch die Kleinen die Größten – nämlich die mit dem größten Zeitaufwand.
Dennoch lohnte sich diese Investition und das Projekt konnte seinen ganz eigenständigen Charakter entfalten. Gerade die Verwendung vom Leben gezeichneter Hölzer war dafür prägend. Deshalb sind Risse, Unförmigkeiten und Kerben selten ein Unheil sondern die Formensprache der Natur und ein Zeichen für Individualität.
NEROLUNA 100 % handgefertigt
© Jens Pfeifer