Was sind wir Menschen manchmal großzügig im Leben?

Wann immer es uns gut geht schmeißen wir die schönsten Dinge mit Karacho zum Fenster hinaus. Wir verschenken nicht nur wertvolle Zeit und gesunde Nerven an die haarsträubensten Aktionen und Zeitgenossen, sondern auch unendliche Weiten an Platz und Raum und Bewegungsfreiheit in unseren heiligen vier Wänden.

Für einen Raum mit nicht-gigantischen Ausmaßen jedoch schlanken langen Seiten, gefühlten 100 Ecken und Kanten bis unters Dach, trifft genau dies zu. Hier wurde bis 27 Jahre nach der Deutschen Wiedervereinigung allem ein Exil gewährt, was woanders keinen Unterschlupf mehr fand. Ausrangierte Regale und Beistelltische vom Möbeldiscounter aus Hinterchina, fingen in wilder Anordnung die unkontrollierte Einreise von zahllosen Küchen- und Hausratsutensilien mit wackeligen Knieen ab. Nach oben, nach unten und zu allen Seiten wurde Platz an die leere weiße Wand verschenkt. Und die freute sich!

Diesem kleinen vernachlässigten Hauswirtschaftsraum im hohen Alter, werden nun mit einer handwerklichen Botoxkur und reichlich Spielzeug aus der Holzchirurgie, die Falten aus dem Gesicht gezogen. Dabei geht es nicht nur um ein adäquates Facelift, sondern um einen kompletten Modellwechsel, weshalb dem armen alten Kämmerchen das angestaubte Presspanmöbelkleid vom Leib gerissen und ein komplett neues Storage- und Lichtdesign entworfen werden musste. BIGBOX heißt die Zauberformel! Geführt von der diagonalen Sichtachse des Raumes zwischen Tür und Fenster, klettern zukünftig links und rechts und vorne und hinten maßgeschneiderte, vintageweiß gekleisterte Massivholzboxen, wie übereinander gestapelte Schuhkartons, bis unter die Decke des Raumes, sodass kaum einem Quadratzentimeter noch Luft zum atmen bleibt. Schließlich werden individualisierte Türen und Klappen mit Eingriff und Stofflasche in all jene Fächer gezaubert, die künftig nicht nur Werte sondern auch Wertvolles vor Staub und allzu neugierigen Blicken schützen sollen.

100% Hand- und Kopfarbeit

 

© Jens Pfeifer